13.01./14.01.19 - Starkschneefälle mit Schneebruch

Ab dem neuen Jahr 2019 fielen in Lagen oberhalb etwa 700-800 m beinahe sämtliche Niederschläge in Form von Schnee. Oberhalb etwa 800 m gab es ab den Abendstunden des 01. Januars 2019 kein Tauwetter mehr. Bereits bis zum 09.01.2019 kam es in Hochlagen des Bayerwaldes wiederholt zu teils ergiebigen Schneefällen. Die Schneehöhe wuchs in Sankt Englmar am 09.01.2019 bis zum Abend auf bereits 70 cm an. In Höhenlagen zwischen 600 und 800 m kam es aufgrund der nassen Neuschneemassen bereits am 08.01./09.01.2019 durch anhaltende und kräftige Nassschneefälle zu massivem Schneebruch und etliche Straßen quer durch den Bayerwald mussten erstmals wegen dutzender umgestürzter Bäume gesperrt werden. Die Schneelast auf den Bäumen war bereits bis zum 09.01.2019 enorm. Nach einer kurzen Schneepause kam es ab dem 11. Januar 2019 dann erneut im Bayerwald zu kräftigen Schneefällen. Am 11. und 12.01.2019 gab es in den Weststaulagen des Bayerwaldes oberhalb 600-700 m Höhe weitere 25 cm Neuschnee, welcher unterhalb 700 m zunehmend als schwerer Nassschnee fiel. Durch den starken Wind kam es in exponierten Lagen am 12.01.2019 zu schweren Schneeverwehungen. (siehe hierzu das Video vom Starkschneefall mit Verwehungen am 12.01.19)

Dramatisch spitzte sich die Lage dann im Verlauf des Sonntags, 13.01.2019 zu, als ab den späten Vormittagsstunden lang anhaltende und sehr ergiebige Schneefälle im Bayerwald einsetzten. Unterhalb etwa 550 m war der Neuschneezuwachs mit bis zu 5 cm bis zum Abend nur sehr gering, da es dort zeitweise bei Taupunkten knapp über 0 Grad Celsius schneite. Oberhalb 700-800 m schneite es dagegen bis zum Abend bei leicht negativen Taupunkten für 7-8 Stunden anhaltend in kräftiger Intensität. Auf 900 m Höhe kamen im Wintersportzentrum Sankt Englmar von 11:00 bis 20:00 Uhr satte 35 cm Neuschnee hinzu. Der Schnee wurde dort durch zeitweise stark böigem Westwind besonders in freien Lagen massiv verweht. Von Tauwetter war oberhalb 850 m lange Zeit überhaupt keine Spur. Erst zum späteren Abend hin stieg die Frostgrenze vorübergehend auf etwa 920-930 m an. Oberhalb 950 m blieb es durchwegs bei unter 0 Grad Celsius, was die weiterhin dick vereisten Bäume ab 950 m Höhe zeigten. In Sankt Englmar auf 900 m Höhe tauten die Schneemassen nur kurzzeitig marginal an. Zu nennenswertem Tauwetter kam es aber auf 900 m nicht. Die Schneehöhe betrug gegen 19:00 Uhr auf 900 m Höhe in Sankt Englmar rund 125 cm. Als sich zum späteren Abend vorübergehend Regentropfen unter die Schneeflocken mischten, setzte sich die Schneedecke auf 900 m Höhe bis zum nächsten Morgen auf 110 cm. Selbst auf 720 m Höhe erreichte die Schneehöhe am Abend des 13.01.2019 vorübergehend ca. 95 cm, ehe sich die Schneedecke durch leichtes Tauwetter setzte.

Durch den schweren Neuschnee kam es im Vorderen Bayerischen Wald am 13.01.2019 verbreitet in Höhenlagen zwischen 600 und 930 m Höhe zu einem massiven Schneebruchereignis. Ab Einsetzen der Schneefälle ab dem späten Vormittag des 13.01.2019 brachen bis Mitternacht massenweise Äste, Baumkronen und nicht selten sogar ganze Bäume durch die Schneelast in sich zusammen. Teilweise wurden sogar ganze Buchen oder Fichten entwurzelt.

Ich fuhr am frühen Nachmittag nach Sankt Englmar und machte mir ein Bild von der Lage. Bereits von den Straßen und von Waldrändern aus konnte ich ab 600 m Höhe laufend abgebrochene Baumgipfel, große Äste und umgestürzte Bäume vorfinden. Wenn man einen Blick direkt weiter in das Waldesinnere warf, dann wurde erst die komplette Verwüstung durch den Schneebruch sichtbar. Kreuz und quer lagen massig Äste, Kronen und Bäume in den Waldstücken umher. Da es lebensgefährlich war sich mitten im Wald aufzuhalten, konnte ich ausschließlich Fotos von Waldrändern und vom Straßenrand aus aufnehmen. In besonders schlimmen Gebieten blieb so gut wie keine Fichte unbeschädigt. Aufgrund des heftigen Schneebruchs mussten ab Mittag des 13.01.2019 zahlreiche Straßen im Vorderen Bayerischen Wald gesperrt werden, da Bäume und Äste die Straßen blockierten. Am schlimmsten waren dabei die Gebiete rund um St. Englmar und auch der Bereich der Rusel bei Deggendorf betroffen. Auch die Staatsstraße zwischen Saulburg und Wiesenfelden musste wegen massiven Schneebruchs gesperrt werden. In anderen Gegenden des Bayerischen Waldes herrschten teilweise sehr ähnliche Bedingungen mit vielen gesperrten Straßen durch Schneebruch. Das Wintersportzentrum Sankt Englmar war ab dem Nachmittag des 13.01.2019 von der Außenwelt abgeschnitten. Der Wintersportort auf 900 m Höhe wurde komplett abgeriegelt, sämtliche Zufahrtsstraßen nach St. Englmar waren gesperrt. Die Feuerwehren waren dabei 36 Stunden im Dauereinsatz um die Straßen wieder frei zubekommen. Am darauffolgenden Tag konnten die Straßen rund um St. Englmar wieder für den Verkehr freigegeben werden. Die Ruselbergstrecke bei Deggendorf musste noch den gesamten 14.01.2019 gesperrt bleiben.

Besonders schlimm waren die Schneebruchschäden mitunter auch am Hauptkamm des Bayerwaldes zwischen Pröller und Hirschenstein in Lagen zwischen 900 und 1090 Meter. In diesem Gebiet gab es massenweise abgebrochene Äste und Kronen von Fichten! Zudem herrschte im Buchenwald am Hirschenstein verbreitet sehr große Verwüstung durch Schneebruch. Sämtliche Buchen wurden durch den Schneebruch regelrecht „ausgerastet„. Es blieben dort teilweise nur noch die Stämme von den Bäumen übrig. Die Äste wurden durch die Schnee- und Eismassen abgebrochen und regelrecht zerfetzt. In den letzten mindestens 80 Jahren hat es ein derart schlimmes Schneebruchereignis am Hauptkamm des Bayerwaldes nicht gegeben! Die ältesten Leute aus St. Englmar und der Region können sich an kein vergleichbares Schneebruchereignis erinnern. Es war ein historisch schlimmes Schneebruchereignis im Vorderen Bayerwald. Die normalerweise gegen Eis und Schnee sehr resistenten Buchen am Bereich des Hirschenstein auf über 1000 m Höhe wurden verbreitet schwer beschädigt. Der Hauptgrund für den massiven Schneebruch waren die schweren Raureifablagerungen durch die tagelang stark aufstauenden Wolken aus Westen. Da der dichte Nebel und der Raureif zeitweise nur bei Temperaturen nur zwischen -1 und -2 Grad entstand, waren die Eislasten sehr schwer, nass und regelrecht pappig. Normalerweise ist viel Raureif am Hauptkamm des Vorderen Bayerwaldes kein Problem für die Bäume, da in normalen, früheren Wintern der Raureif bei viel tieferen Temperaturen häufig jenseits der -5 Grad entstand und dieses Eis dann viel leichter ist. Die Erwärmung in den vergangenen 15-20 Jahren sorgt dafür, dass sich der Raureif bei höheren Temperaturen bildet als früher und dadurch bedeutend schwerer ist. Das höhere Gewicht erhöht die Schnee- und Eisbruchgefahr natürlich enorm.


Entwicklung der Schneehöhe in Sankt Englmar auf 900 m Höhe:
30.12.2018 / 19:00 Uhr: 10 cm
09.01.2019 / 16:00 Uhr: 71 cm
12.01.2019 / 20:00 Uhr: 89 cm
13.01.2019 / 20:00 Uhr: 125 cm
14.01.2019 / 16:00 Uhr: 110 cm
15.01.2019 / 16:00 Uhr: 107 cm

Die nachfolgenden Bilder wurden am 13.01.2019 rund um Sankt Englmar auf Höhenlagen zwischen 740 und 930 m Höhe aufgenommen.

Ich fuhr am frühen Nachmittag des 13.01.2019 mit dem Auto nach Sankt Englmar um mir ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Ich parkte mein Auto an der Talstation des Pröller Skiliftes und bewegte mich dann zu Fuß weiter in Richtung Hinterwies (930 m NN). Die Winterstimmung hatte aufgrund des dichten Nebels samt starkem Nassschneefalls mit phasenweise starken Windböen etwas sehr unheimliches an sich. Die Stimmung war unter anderem auch deshalb nahezu gespenstig, weil aus dem Wald immer wieder ein Krachen durch Schneebruch zu hören war. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was mich weiter oben auf 900 m Höhe erwartet:


Zu Fuß bewegte ich mich von Klinglbach (700 m) hoch in Richtung Hinterwies. Von den Bäumen fiel immer wieder durch starke Böen eine Menge schwerer Schnee herunter. Einige Bäume neigten sich bedrohlich nahe in Richtung Straße, sodass ich zeitweise im Sprint hoch rannte. Der Respekt vor der Naturgewalt war an diesem Tag sehr hoch:


Immer wieder kam ich an - durch Schneebruch - geschädigten Bäumen vorbei:


Die schweren Schneemassen hinterließen bereits erhebliche Schäden in den Wäldern. Viele weitere Bäume drohten währenddessen unter der Schneelast zusammenzubrechen, da zum Zeitpunkt der Aufnahme kein Ende des starken Nassschneefalls in Sicht war:


Gespenstige Stimmung im Wald bei Sankt Englmar am 13.01.2019. Die Schnee- und Raureifmassen auf den Bäumen hatten auf der einen Seite optisch etwas sehr Schönes an sich, auf der anderen Seite ging auch eine erhebliche Gefahr von den Schneemassen aus und die Lage spitzte sich stündlich durch anhaltenden Schneefall weiter zu. Da zudem zum Abend hin vorübergehend Schneeregen und Sturm angekündigt war, stand das schlimmste erst noch bevor:


Tief verschneit präsentierten sich die Wälder in Hochlagen des Bayerwaldes wie hier kurz vor Ahornwies (Gemeinde St. Englmar) auf rund 850 m Höhe:


Bedrückende Winterstimmung bei Dauerschneefall und aufstauenden Wolken aus Westen. Die Sichtverhältnisse wurden Höhenmeter für Höhenmeter schlechter:


Weiter oben wurde der Nebel immer dichter und der Wind stärker. Die Sichtverhältnisse waren bereits hier sehr schlecht. Zudem strahlten die - in die Straßen hineinhängenden - Fichten eine nicht zu unterschätzende Bedrohung aus. An den Straßenrändern lagen immer wieder bereits frisch abgetrennte Baumkronen, Bäume und Äste:


Es herrschte eine faszinierende und zugleich eine unheimliche und bedrohliche Winterstimmung. Die Sichtweiten waren aufgrund der aufliegenden Wolkendecke und des starken Schneefalls äußert niedrig. Der starke Westwind drückte die Schneewolken fest an die Westseiten der Berhänge und die Wolken wurden regelrecht ausgedrückt. Die Luftfeuchtigkeit betrug über 99,5 Prozent bei einer Lufttemperatur von etwa -0,5 Grad Celsius auf 850 m Höhe:


Der Schnee- und Eisbruch hat bereits deutlich sichtbare Spuren hinterlassen:


Extreme Winterbedingungen herrschten am 13.01.2019 in Hochlagen des Bayerwaldes über 700-800 m Höhe:


Die Schneehöhe betrug hier auf 860 m Höhe schon etwas über 1 Meter. Der Schnee wurde in freien Lagen durch den teils stürmisch auffrischenden Westwind stark verweht. Etwa ab dieser Höhenlage (über 850 m) setzte ein wahrer Schneesturm mit kräftigem Schneefall, gepaart mit starken bis stürmischen Böen ein. Die Schneebruchgefahr stieg von Minute zu Minute:


Diese Schneewehen sind zwischen 2 und 3 Meter tief:


Der starke bis stürmische Westwind sorgte für meterhohe Schneewehen, welche rasch immer höher wurden:


Durch umgestürzte Bäume wurden auch Telefonleitungen beschädigt und abgetrennt:


Der Schneefall nahm hinsichtlich Schneebruchs und Schneeverwehungen unwetterartige Ausmaße in den Hochlagen des Bayerwaldes an. Immer mehr Bäume konnte der enormen Schneelast nicht mehr Stand halten:


Ab Ahornwies (Gemeinde Sankt Englmar) auf etwa 900 m Höhe tobte auf freier, exponierter Fläche ein reinster Blizzard mit Sturmböen und starkem Schneefall. Die Sichtweiten betrugen dabei durchgehend nur zwischen 25 und 75 Meter. Phasenweise als der Wind so richtig durchfegte und es schwere Schneeverwehungen gab, sank die Sicht auf wenige Meter. Die Sicht war gleich durch mehrere Faktoren extrem beeinträchtigt: Dichte aufliegende Wolkendecke durch starken Weststau, Starkschneefall, heftiges Schneetreiben. Teilweise sah ich sogar überhaupt nichts mehr, als der Schnee durch den starken Wind aufgewirbelt wurde und es mir den feinen Schnee ins Gesicht wirbelte. Selbst meine Kamera hatte große Probleme sich auf ein Objekt zu fokussieren, da das Umfeld im Endeffekt nur grau und weiß war. Einzig alleine auf ein paar Bäume konnte sich die Kamera fokussieren und schließlich scharf stellen:


Straßenschilder waren aufgrund des dicken Raureifs nicht mehr erkennbar und lesbar:


Obwohl gegen 14:00 Uhr eigentlich noch helllichter Tag wäre, war es durch den 9 Stunden anhaltenden Schneesturms bereits am frühen Nachmittag unheimlich finster. Sankt Englmar war oberhalb 850 m in eine Welt aus Eis und Schnee gezaubert. Alles war total verschneit und durch Raureif dick vereist. Man sah nichts außer Schnee und Raureif! Selbst die Birken am Waldrand, welche das raue Klima mit Schneestürmen dort oben gewohnt sind, litten markant unter der schweren Eislast:


Straßen waren kaum noch erkennbar! Nur an den Straßenschildern konnte man sich noch zumindest ein bisschen orientieren wo die Straße lang führt. Der Blizzard wütete für 9 Stunden mit starkem Schneefall, heftigem Schneetreiben und Sturmböen. Zudem wurden die Wolken durch den Weststau angestaut, was dichten Nebel zur Folge hatte. Es war einer der schlimmsten Schneestürme der vergangenen 10 Jahre hier auf den Hochlagen des Vorderen Bayerwaldes:


Wohn- und Gasthaus in Ahornwies (Gemeinde St. Englmar) auf 900 m Höhe. Da der Weiler Ahornwies eine große freie Fläche, kann dort der Wind so richtig Fahrt aufnehmen. Die Landschaft war durch den anhaltenden dichten gefrierenden Nebel - samt häufig starkem Wind - der letzten Tage dick mit Raureif vereist. An Schnee mangelte es natürlich in Ahornwies auch nicht. Der Schnee war dort extrem verweht:


Außer Schnee und Eis sah man zwischen Hinterwies und Ahornwies auf ca. 915 m Höhe so gut wie überhaupt nichts! Es war alles grau in grau durch dichten Nebel und der Rest war weiß durch Schnee und Raureif. Die Straßenverhältnisse waren in den Hochlagen des Bayerwaldes sehr schwierig! Hier zwischen Ahornwies und Hinterwies auf über 900 m Höhe war der Straßenverlauf durch den schweren Schneesturm nur noch schwer zu erkennen. Die Bäume waren dort komplett mit Raureif verklumpt. Immer wieder brachen von den Birken am Straßenrand durch die Sturmböen und durch die Eis- und Schneelast Äste ab:


Das Gemeindegebiet von Sankt Englmar erlebte am 13.01.2019 einen lang anhaltenden schweren Schneesturm. Hier auf dem Bild ist ein Anwesen in Ahornwies (900 m) zu sehen. Der Schneesturm traf diese Häuser mit voller Wucht:


Völlig von Raureif und Schnee verklumpte Bäume zwischen Hinterwies und Ahornwies auf etwa 915 m Höhe:


Es wehte zeitweise starker bis stürmischer Westwind, welcher den Schnee stark verwehte. Zudem schneite es kräftig:


Extreme Winterbedingungen bei Sankt Englmar am 13. Januar 2019. Die Bäume mussten eine erhebliche Eis- und Schneelast aushalten:


Mehr als 50 Meter Sicht hatte man während des Schneesturms nur sehr selten. Während stärkeren Schneeschüben sank die Sicht auf teilweise deutlich unter 50 Meter. Das auf dem Foto soll eine Straße und einen Straßenrand darstellen. Straßen waren kaum noch vom Umland wegzuerkennen. Neben den Straßen lag teils 1,5 Meter Schnee auf 900 m Höhe:


Straße zwischen Ahornwies und Hinterwies im Gemeindegebiet von Sankt Englmar beim Schneesturm am Nachmittag des 13.01.2019. Die Birken am Straßenrand wurden durch die schwere Eislast schwer in Mitleidenschaft gezogen:

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